Tja, das wär dann mal mein Zeugs

»Wir können nicht zusammen sein.«, hauchte er mir ins Ohr. Sein kalter Atem traf mich und jagte mir einen Schauder über den Rücken, doch es machte mir nichts aus. Ich hatte keine Angst vor seiner Kälte. »Ich will nicht, dass du mich verlässt.« Trauer erfüllte meine Stimme, als ich in seine blassen Augen blickte. »Wie soll ich ohne dich leben?« Ganz bestimmt wusste er, dass ich es ernst meinte, dass mein Leben ohne ihn nicht lebenswert war. »Ich will die das nicht antun! Bitte, zwing mich nicht dazu! Es ... Es wird dich verändern!« entgegnete er drängend und blickte mich mit der selben Verzweiflung an. Ich schüttelte nur den Kopf. »Es ist mir egal.«
Diese Worte waren ein Fehler. Der größte Fehler, den ich je begannen habe, doch ich war geblendet vor Verzweiflung und blind durch meine Liebe.
Ich erinnerte mich, wie ich in seine Augen gesehen hatte, an die Qual, die darin schimmerte. Er wollte es nicht. Er wusste, dass ich es nicht überstehen würde. Und in diesem Moment wusste ich es auch. Doch jetzt war es zu spät. Ich merkte nur noch, wie mich etwas lähmte, dann versank ich in leerer Dunkelheit.

Als ich die Augen öffnete, war es düster Umsicht herum. Ich sah dichte Baumstämme und stacheliges Gestrüpp. Wie war ich in den Wald gekommen? Und warum war es Nacht? Wie lange war ich bewusstlos gewesen? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass meine letzten Worte daran Schuld waren.
Mir war kalt, ich wollte die Arme um mich schlingen, doch jemand hielt sie fest. Erschrocken drehte ich mich zur Seite und blickte in die leeren, hellen Augen eines blassen Mannes. Seine Haut war kalt, genau wie die von ihm, von meinem ein und alles. »Keine Angst. Er kommt. Er wird es sein, er wird dich wandeln. Doch die Wandlung muss aus freiem Willen geschehen.« sagte der Mann zu mir und machte eine kleine Pause. »Willst du wirklich alles hinter dir lassen? Willst du, dass du nur noch ihm gehörst?« Ohne nachzudenken, nickte ich. »Ja« antwortete ich, doch es waren nicht meine Worte. Angst ergriff mich, ich wusste nicht, was ich eben gesagt hatte. Ich wollte das alles nicht. Ich wollte hier weg - mit ihm zusammen!
»Warum? Lori, warum rüstet das...?« Das war seine brüchige Stimme, die leise neben mir ertönte. Seine Stimme war mein einziger Trost. Ich sah mich zu ihm um, doch da trat er auch schon vor mich. »Du hättest das nicht tuen dürfen...! Du weißt nicht, worauf du dich eingelassen hast!« »Doch es gibt kein Zurück mehr.« sagte der andere Mann und sah ihm fest in die Augen. »Sie hat es gesagt. Du musst es tuen.« drängte der Mann und er schlug die Augen nieder. Er wollte das wirklich nicht und ich hatte ihn in diese Situation gebracht... Würde er mir das jemals verzeihen?
Doch mir blieb keine Zeit mehr um nachzudenken. Ein leises Murmel setzte ein, das aus allen Richtungen zu kommen schien und ich sah etwas in seiner Hand Blitzen - ein Messer! »Was...!?« Ich konnte meinen Satz nicht fertig sprechen, denn meine Stimme brach ab. »Ich wollte es nicht. Doch ich muss es tun.« entgegnete er, in seiner Stimme lag schreckliche Trauer. Schon hob er das Messer langsam und führte es in die Richtung meines Kopfes. So schnell ich konnte, wollte ich fort oder wenigstens dem Messer ausweichen, doch mein Körper war wieder wie gelähmt. Plötzlich spürte ich die eiskalte Klinge wie Eis auf meiner Stirn und wollte schreien, doch es klappte nicht. Nun murmelte er selbst etwas, dann führte Eddie Klinge, ohne sie von meiner Haut zu heben, zu meinem linken Arm und hinterließ dabei eine rote Spur auf meinen Schultern. Panisch versuchte ich mich zu wehren, doch es war, als würde mich unsichtbare Fesseln halten. So konnte ich nichts dagegen tuen, dass er mit dem Messereinen tiefen Schnitt in meine Hauptschlagader verpasste. Augenblicklich quoll Blut hervor, genau gleichzeitig schoss der Schmerz durch meinen Körper. Ich schrie, gepackt von Schmerz und Verzweiflung. Vergeblich. Denn schon hatte er das selbe mit meinem anderen Arm angestellt.
Meine Kräfte verließen mich, meine Wärme wich der Kälte, dem undurchdringlichen Eis von ihm, dass auf mich überzugreifen schien. Ich merkte, wie das Blut meine Haut durchnässte, wie mein Herz schneller und schneller pumpte, doch das Blut kam nicht durch den ganzen Körper - es ging verloren in dem dunklen Wald, der mich umgab. Und dann hörte es ganz plötzlich auf.

Ich wunderte mich, dachte, ich sei tot, doch ich sah wieder in seine schönen, blassen Augen. »Du hast es überstanden. Nun bist du ein Teil von uns.« sagte er feierlich, doch ich konnte deutlich die Bitterkeit in seiner Stimme hören. Ich wusste genau wie er, dass der Wandel für mich keine eher positiven Auswirkungen hatte. Trotzdem war ich froh, als ich merkte, dass mein Herz gleichmäßig schlug. Erstaunt richtete ich mich auf - niemand hielt mich mehr fest. Vor mir standen vier Männer, in ihrer Mitte stand er, der Grund, weshalb ich das alles durchgemacht hatte. Alle hatten dieselbe Schwarze Narbe auf der Stirn, die sich zu ihren Hauptschlagadern hin fortführte. Ihre Haut war nahezu weiß und strahlte eine unendliche Kälte aus.
Von Unbehagen ergriffen sah ich an mir herunter. Auch meine Haut war schneeweiß, alle Bräune war von mir gewichen - ich war leichenblass. Das Blut auf meiner Haut war getrocknet und die Wunden schmerzten kaum noch. Dann erst bemerkte ich, wie es immer dunkler wurde,bis es pechschwarz war. Ich sah panisch zu ihm, doch er erwiderte meinen Blick nur mit Trauer und Bedauern. »Was habt ihr aus mir gemacht? Was hast du aus mir gemacht?!« schrie ich außer mir vor Verzweiflung. »Sieh mich an! Ich ... Ich bin ein Monster!« Doch alle vier Männer blieben ruhig, selbst er wirkte nicht so aufgebrachte wie ich.
»Du hast es gewollt. Ich habe versucht dich davon abzuhalten.« Er Klang nicht wie er selbst, er Klang so unendlich traurig, dass mir die Tränen über die Wangen rannen. Ich wusste nicht, was ich getan hatte, ich wusste nicht, was ich jetzt tuen sollte. »Was soll ich zu Häuser erzählen?« heulte ich und fiel auf die Knie.
»Das hier ist jetzt dein Zuhause.«